Geschichte
Vor der Ankunft der Europäer lebten viele einheimische Stämme auf der Wüstenhalbinsel Baja California.
Die bedeutendsten linguistischen Gruppen bildeten hierbei die Yumans, Guaycura, Huchiti und die Pericú. Die meisten dieser Stämme sind heute ausgestorben. Artefakte und Aufzeichnungen zeigen, dass es sich bei diesen Gruppen um Jäger und Sammler gehandelt hat. Einzigartiges Zeugnis dieser vergangenen Kultur sind die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhobenen Höhlenmalereien der Sierra San Francisco.
Nachdem das zentrale Festland Mexikos von den Konquistadoren erobert worden war, standen neue Gerüchte zur Debatte, wonach unglaublicher Reichtum im Westen zu suchen sei. Hernán Cortés segelte daraufhin 1535 von der Westküste Mexikos in die heutige Bucht von La Paz, wo er eine erste kleine Kolonie gründete. Aufgrund von Versorgungsengpässen wurde diese jedoch 1537 wieder aufgegeben. Nach zahlreichen weiteren Folgeexpeditionen erforschte 1602 Sebastián Vizcaíno die Pazifikküste der Baja und erstellte die erste detaillierte Karte der Wüstenhalbinsel. Die darauf verzeichneten Namen sind größtenteils noch heute in Gebrauch.
1683 gründete Isidro de Atondo y Antillón eine Kolonie an der Stelle des heutigen La Paz. Konflikte mit den dort ansässigen Einheimischen zwangen ihn aber, die Kolonie nach San Bruno zu verlegen. Aber auch diese Kolonie musste 1685 aufgrund einer fast zweijährigen Dürre aufgegeben werden. Mit ihm war Pater Eusebio Kino auf die Baja gekommen, auf dessen Drängen 12 Jahre später der Jesuitenorden die Christianisierung der Wüstenhalbinsel beschloss.
Im Oktober 1697 landete Pater Juan María Salvatierra an der Ostküste mit sechs Soldaten und gründete die Mission von Loreto. Die Mission sollte die erste spanische Siedlung in Kalifornien sein, von der aus die Jesuiten während der folgenden sieben Jahrzehnte Niederkalifornien kontrollierten. Insgesamt wurden von den furchtlosen Jesuiten 23 Missionen gegründet, von denen 14 erfolgreich waren. Die Missionare unterrichteten die Indianer in religiöser und landwirtschaftlicher Hinsicht. Die Missionen wurden untereinander durch Pfade verbunden und sammelten wissenschaftliche Informationen bezüglich Natur, Geographie und Ethnologie.
Jedoch war es den Priestern unmöglich, die „Columbian Exchange“ aufzuhalten. Eingeschleppte Krankheiten und Seuchen forderten Tausende von Todesfällen. Revolten taten ihr übriges. Insgesamt wurde die Position der Jesuiten deutlich geschwächt. 1768 wurde der Orden – als Folge von politischen Intrigen in Spanien – aus Kalifornien verbannt.
Im selben Jahr übernahmen die Franziskaner die Missionen. Ein kurzer Aufstand machte ihnen jedoch deutlich, dass ihre Aufgabe mehr im nördlichen Kalifornien liegt. 1773 übernahmen somit die Dominikaner die Missionen und führten diese erfolgreich. 1832 verordnete die mexikanische Regierung die Säkularisierung aller Missionen zu Gemeinden. Noch heute existieren viele der Missionen, während andere in Ruinen liegen oder wieder restauriert werden. Weit weg von der Zentralregierung in Mexiko-Stadt wurde die Baja California schnell zur vergessenen Wüstenhalbinsel – eine Zuflucht für Kriminelle, Glückssucher, Piraten und Schmuggler.
Im mexikanisch-amerikanischen Krieg 1846-1848 separierte man Kalifornien in das heutige Ober- und Niederkalifornien. Diese Teilung sollte zu unzähligen Spannungen zwischen den USA und Mexiko bis in die Gegenwart führen. Die Investitionen amerikanischer Firmen in Erzminen und Land beunruhigte die Mexikaner stark. Der notorische amerikanische Flibustier William Walker unterstrich diese Befürchtungen nur noch durch seinen Handstreich, als er die Baja attackierte und sich zum Präsidenten eines neuen US-Staates ernannte. Auch wenn er schnell seines Amtes enthoben wurde, so gab es immer neue Rebellen, die jene Wüstenhalbinsel für ihre Zwecke benutzten. Die Prohibition in den Vereinigten Staaten brachte den mexikanischen Grenzstädten – insbesondere Tijuana – einen gewaltigen Aufschwung. Tausende von Amerikanern kamen, um sich in einer liberaleren Umgebung zu amüsieren. Erst 1938 ging der mexikanische Präsident Cárdenas gegen die Spieler und Gesetzlosen in der Baja vor. Endlich wurden Agrar- und Schulreformen durchgesetzt und umgesetzt. 1952 wurde unter der Präsidentschaft Alemáns der nördliche Teil der Baja zum offiziellen Staat Mexikos – Baja California (oft auch als Baja California Norte bezeichnet) mit der Hauptstadt Mexicali. 1974 wurde die südliche Halbinsel der 30. Staat Mexikos – Baja California Sur mit La Paz als Hauptstadt. Jeder Staat setzt sich aus den einzelnen municipios (Kreise) zusammen. Der Staat Baja California mit einer Bevölkerung von fast drei Millionen Menschen ist entsprechend seiner Städte in die municipios Tijuana, Ensenada, Tecate und Mexicali aufgeteilt. Der Staat Baja California Sur mit knapp 400.000 Menschen umfasst die municipios Mulegé, Loreto, Comondú, La Paz und Los Cabos.
In den vergangenen 35 Jahren konnte die Wüstenhalbinsel viele Fortschritte verzeichnen. Der unglaubliche Reichtum der Meere und die gewaltigen Bodenschätze haben eine bedeutende Industrie angelockt. Die Erschließung landwirtschaftlicher Flächen ist weithin sichtbar, und durch staatliche Hilfe haben sich viele landwirtschaftliche Genossenschaften etablieren können. Schließlich wurde die Baja California mit der Fertigstellung der MEX-1 komplett befahrbar und eröffnet dem Besucher ungeahnte Aussichten.