Welch ein Anblick, was für eine Überraschung!
145 Kilometer südlich von Guerrero Negro taucht plötzlich, eingebettet in das gewohnte Braun der ausgetrockneten Landschaft Baja Californias ein grüner Fleck auf: die Oase von San Ignacio.
Aus einem unterirdischen Wasserreservoir tritt hier das kostbare Nass an die Oberfläche, wird gestaut und für die Bewässerung von etwa 100.000 Dattelpalmen, Zitrusbäumen, Feigen und sonstigen landwirtschaftlichen Erzeugnissen genutzt. Im Schatten der Bäume liegt San Ignacio, ein kleiner Ort mit alten Kolonialgebäuden, in dem Hektik und Eile Fremdwörter sind. Die 4.000 Einwohner widmen sich ihrer Alltagsarbeit und neuerdings auch der Versorgung der noch wenigen Touristen, die den Charme dieses Fleckens entdeckt haben.
Was gibt es zu entdecken in und um San Ignacio? Zuallererst die Ansiedlung selbst. Im Zentrum befindet sich die Plaza, umrahmt von mächtigen Schattenbäumen. An ihrer Westseite steht der Blickfang des Ortes, die Missionskirche. Zweifellos ist sie eine der eindrucksvollsten Kirchen ganz Baja Californias. San Ignacio entstand 1728 als Mission der Jesuiten. Bis zu 5.000 Cochimi-Indianer waren hier zusammengefasst. Nach der Vertreibung des Jesuitenordens aus der Neuen Welt übernahmen die Dominikaner die Mission. Sie errichteten 1786 anstelle der alten Kirche eine neue, viel imposantere mit Wänden aus 1,2 m dicken Lavasteinen und einer verzierten Außenfassade. Auch das Innere kann sich sehen lassen; den Hauptaltar schmückt die Statue von San Ignacius von Loyola, dem Gründer des Jesuitenordens und Stadtheiligen, flankiert von anderen Heiligen aus der katholischen Kirchengeschichte. 1976 wurde die Kirche originalgetreu restauriert. Von sechs alten Lorbeerbäumen umrahmt, ist sie heute der Stolz des Ortes.
Nur wenige Meter entfernt liegt das informativ gestaltete Museum der Indianerkultur und Büro der INAH, des mexikanischen anthropologisch-historischen Institutes. Diese Behörde ist zuständig für den Besuch der Felsmalereien in der nahegelegenen Sierra San Francisco. Sie stellt die notwendigen Genehmigungen aus, bestimmt die Führer und hilft beim Organisieren des Unternehmens.
Wer geplant hat, trotz der Hitze Ende Juli in San Ignacio zu sein, kann an interessanten kulturellen Veranstaltungen teilnehmen. Am 31. Juli feiert man das Dattel-Erntefest zusammen mit dem Fest für San Ignacius von Loyola. Auf der Plaza werden dann Dattelprodukte ausgestellt, La Reina del Datil (die Dattel-Königin) wird gekrönt, es gibt Musik und Tanz.
Und schließlich – das Walskelett an der Abzweigung von der MEX-1 zum Ort weist darauf hin – San Ignacio hat auch Grauwale zu bieten. Es ist Ausgangspunkt für Walbeobachtungen in der Laguna San Ignacio, die, 58 km südwestlich gelegen, über eine Schotterpiste erreichbar ist. Die dortigen Wale stehen im Ruf, besonders freundlich zu sein und den Kontakt zum Menschen zu suchen. Ausflüge können im Vorfeld Ihrer Reise gebucht werden.
Fährt man von San Ignacio weiter in Richtung Süden, so nimmt die Landschaft mehr und mehr vulkanischen Charakter an und schon bald rücken die drei klassisch geformten Vulkankegel Las Tres Virgenes (die Drei Jungfrauen) ins Bild. Mit 1.920 m stellt die höchste Jungfrau einen imposanten Berg dar. Der letzte Ausbruch fand hier 1746 statt und schickte Lavaströme weit in die Ebene. Malerisch verläuft die Straße dicht an den Vulkanen vorbei und durchquert die noch junge, nur wenig mit Elefantenbäumen bewachsene Lava, die von diesem Ereignis zeugt. Etwas abseits wird am Fuß der Jungfrauen aus dem Tres Virgenes Geothermical Electrical Field geothermische Energie gewonnen. Auf Anfrage können die Anlagen besichtigt werden.